Wachsam bleiben

Erklärung einiger in Leipzig ausstellender Verlegerinnen und Verleger zum Rückzug der Bundeswehr von der Buchmesse 2005

Wie das Bundesverteidigungsministerium am Freitag gegenüber der Tageszeitung junge Welt bestätigte, wird sich die Bundeswehr, bisher größter Einzelaussteller, an der im März 2005 stattfindenden Leipziger Buchmesse nicht beteiligen. Als Grund werden Protestaktionen im vergangenen Jahr angeführt, für die die Unterzeichner maßgeblich verantwortlich sind. In den letzten zwei Jahren hat eine Reihe von ausstellenden Verlagen Aktionen gegen die massive Präsenz der Bundeswehr in der Kinder- und Jugendabteilung der Buchmesse durchgeführt. Etwa 2500 Verleger, Autoren, Buchhändler und Messebesucher wandten sich zudem per Unterschrift gegen die weitere Militärpräsenz. Bei einer Protestkundgebung im März 2004 kam es am Stand der Bundeswehr zu massiven Polizeiübergriffen auf die Demonstrierenden, zum Teil auch mit Unterstützung von Feldjägern der Bundeswehr.

Zunächst begrüßen wir die Entscheidung, da sie dem Umstand gerecht wird, daß eine deutliche Mehrheit der Aussteller, Autoren und Besucher die Präsenz der Bundeswehr auf der Buchmesse ablehnt. Propaganda für künftige Angriffskriege der vom Grundgesetz her nur für Verteidigungszwecke zugelassenen Bundeswehr auf einer Buchmesse stellt eine erhebliche Beeinträchtigung des Messefriedens dar. Erstaunlich daher, daß die Messeleitung nicht schon früher auf die Proteste reagiert hat. Den nun bekanntgewordenen Verlust eines Ausstellers wird sie leicht verkraften können, da einige Verlage ihre aus Protest stornierte Teilnahme nun wieder aufnehmen können.

Trotz des jetzt angekündigten Rückzugs der Bundeswehr sollten jedoch alle demokratischen und friedliebenden Kräfte wachsam bleiben: Der Rückzug wurde ausdrücklich nur für dieses Jahr erklärt. Deshalb weisen wir vorsorglich darauf hin, daß bei einer Wiederaufnahme der Propagandatätigkeit der Bundeswehr auf der Buchmesse unsere Protestaktionen fortgeführt werden. Allen, die durch ihre Beteiligung an den Aktivitäten zum Erfolg beigetragen haben, danken wir.

Einem unserer Sprecher, dem Geschäftsführer des Verlags 8. Mai GmbH, Dietmar Koschmieder, wurde aufgrund der angeblich von ihm »provozierten Vorkommnisse«, also ausschließlich wegen seiner Sprecherfunktion bei der letztjährigen Protestaktion, ein generelles »Hausverbot für Einrichtungen der Leipziger Messe GmbH« erteilt. Wir fordern die Messeleitung auf, dieses Hausverbot umgehend aufzuheben. Das Hausrecht der Messeleitung darf nicht dazu mißbraucht werden, unbequemen, aber berechtigten Widerstand (der zudem zum erwünschten Erfolg geführt hat) abzustrafen und einen Verlag an der künftigen Messebeteiligung erheblich zu behindern. Wir bitten auch andere Verleger und Autoren, für eine Aufhebung des Hausverbotes einzutreten.

Dr. Klaus-P. Anders, Märkischer Verlag, Dr. Jürgen Harrer, PapyRossa Verlag, Jürgen Heiser, Atlantik Verlag, Kai Homilius, Kai Homilius Verlag, Dietmar Koschmieder, Verlag 8. Mai GmbH/Tageszeitung junge Welt, Hanna Mittelstädt für die edition nautilus, Dr. Matthias Oehme, Eulenspiegel Verlagsgruppe/Das Neue Berlin, Eckart Spoo, Verlag Ossietzky

Berlin, den 13. Februar 2005

Quelle:  junge Welt vom 14.02. 2005

* Weitere Unterstützer wenden sich bitte an Stefan Huth (Verlag 8. Mai GmbH), Tel.: 030-53 63 55 – 43 (Fax: -44), Mail: shu@jungewelt.de